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Geschlecht

Die Koedukation wurde zwar bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt, doch erst in den 1950er und 1960er Jahren erhielt die große Masse der Mädchen und Frauen Zugang zu allen Bildungsebenen (Primarstufe, Sekundarstufe und Hochschulbildung). Und sogar dann noch wurden Bildungseinrichtungen als verantwortlich angesehen, durch die Inhalte der Lehrpläne, pädagogische Praktiken und institutionalisierte geschlechtsspezifische Praktiken (Personalbeförderung, die geschlechtsspezifische Form der Lehrfächer, die Feminisierung des Berufs des Grundschullehramts usw.) die klassische Rollenverteilung der Geschlechter zu fördern.
Seit den 1970er Jahren hat sich durch ein gemeinsames Interventionsprogramm vieler Regierungen in Europa einiges geändert. Heute sind Mädchen durchschnittlich erfolgreicher als Jungen mit vergleichbarem sozialen Hintergrund, auch wenn es starke nationale Unterschiede gibt. Tatsächlich wird heute den Gruppen männlicher Schüler, die deutlich unter dem Leistungsdurchschnitt liegen, großes Augenmerk geschenkt und es wird diskutiert, inwieweit diese unterdurchschnittliche Leistung mit einer negativen Einstellung der Schule gegenüber zusammenhängt. Andererseits haben Geschlechterstereotypen nach wie vor direkte und indirekte Auswirkungen auf das Bildungsangebot sowie Karrieren und die gesellschaftlichen Positionen für Studentinnen nach ihrem Abschluss.
Studien lassen auch vermuten, dass das Verhältnis zwischen Schülern/Studenten und Lehrern abhängig vom Geschlecht der Lehrkräfte hinsichtlich der Interaktion im Unterricht und Leistungserwartungen variiert. Bei den Berufstätigen im Bildungswesen herrscht sowohl bei den Lehrkräften als auch in der Verwaltung nach wie vor keine Gleichberechtigung; hierarchische Lücken bei gleicher Kompetenz zwischen den Geschlechtern sind nach wie vor an der Tagesordnung. Und schließlich zeigen Studien, dass die Anerkennung von Frauen nach wie eine Herausforderung in den meisten Bildungssystemen ist und wichtige geschlechtsspezifische Arbeit, wie die Fürsorge für andere, nicht ausreichend anerkannt oder geschätzt wird.
Was bedeutet die Geschlechterkluft im Bildungswesen des 21. Jahrhunderts?
Wie können wir die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im Bildungswesen in einer Zeit fördern, in der in manchen Staaten die Koedukation in Frage gestellt wird?
Ist das Erreichen von Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau das ausschließliche Ziel von demokratischen Schulsystemen oder sollte auch der Respekt aller sexueller Identitäten gefördert werden?
Können wir Systeme entwickeln, in denen Fürsorge für andere gefestigt, geschätzt und belohnt wird?


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